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Bitcoins Stromverbrauch: Wie ‘schlimm’ ist Bitcoin Mining wirklich?

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Bitcoin ist mehr als nur digitales Geld – es ist ein globales Netzwerk, das Finanzsysteme herausfordert und Millionen Menschen eine neue Art von Eigentum und Freiheit bietet. Doch mit der zunehmenden Aufmerksamkeit wächst auch die Kritik. Besonders häufig im Fokus: der Stromverbrauch von Bitcoin.

In vielen Medien heißt es, dass das Bitcoin Mining, also das Schürfen von Bitcoin, extrem energieintensiv sei – schlimmer als manche Länder. Oft ist die Rede davon, Bitcoin sei eine ökologische Katastrophe, verschwende Ressourcen und schade dem Klima. Schlagzeilen wie „Bitcoin verbraucht mehr Strom als Argentinien“ oder „Klimakiller Kryptowährung“ halten sich hartnäckig.

Zeit für einen nüchternen Blick auf die Fakten – und ein bisschen Aufklärung darüber, warum Bitcoins Stromverbrauch nicht das Problem ist, für das ihn viele halten.

Ist Bitcoin wirklich schlecht für die Umwelt?

Der Vorwurf ist bekannt: Bitcoin verbraucht zu viel Strom, verursacht CO₂-Emissionen und trägt zur Energiekrise bei. Das Problem dabei? Diese Aussagen sind oft einseitig, übertrieben oder aus dem Zusammenhang gerissen.

Was viele vergessen: Stromverbrauch ist nicht per se etwas Schlechtes. Entscheidend ist nicht wie viel, sondern woher der Strom kommt. Es macht einen Unterschied, ob Energie aus Kohle oder aus Wasserkraft stammt. Außerdem wird Bitcoin oft isoliert betrachtet, während andere Bereiche wie das klassische Bankensystem, Goldabbau, Rechenzentren oder Bargeldproduktion einfach außen vor bleiben – obwohl sie ebenfalls massiv Energie benötigen.

Der große Unterschied: Bitcoin ist transparent. Jeder kann nachvollziehen, wie viel Energie verwendet wird. Bei Banken, Goldminen oder dem Euro-System ist das oft unmöglich.

Fest steht: Bitcoin ist nicht das Problem – Bitcoin zeigt das Problem.

Wie groß ist der Impact des Minings wirklich?

Um das zu verstehen, muss man sich das Mining selbst anschauen. Beim Bitcoin Mining werden neue Blöcke zur Blockchain hinzugefügt. Dafür braucht es Rechenleistung, Strom – und vor allem wirtschaftliche Anreize.

Genau hier liegt der Knackpunkt: Weil Strom einen Großteil der Kostenstruktur beim Mining ausmacht, suchen sich Miner bevorzugt Standorte mit billiger und überschüssiger Energie. Und die gibt’s weltweit – von Wasserkraftwerken in Norwegen, über Windparks in Texas, bis hin zu Geothermie in Island.

Laut dem Bitcoin Mining Council lag der Anteil erneuerbarer Energie im Jahr 2024 bereits bei rund 60 Prozent – mit steigender Tendenz. Auch Länder wie die USA, Kasachstan oder Kanada setzen beim Mining zunehmend auf grüne Quellen.

Und: Anders als andere Industrien ist Mining mobil. Wo der Strom günstig ist, da wird gemined. Dadurch wird es zunehmend profitabel, auf nachhaltige Energie zu setzen – gerade bei dauerhaft steigenden Strompreisen in vielen Ländern.

Wie viele kWh braucht man für 1 Bitcoin?

Der Energieaufwand für das Schürfen von 1 Bitcoin schwankt stark – je nach Mining-Standort, Hardware und Effizienz. Im Durchschnitt liegt der Bedarf laut aktuellen Studien zwischen 300.000 und 900.000 kWh pro BTC.

Das klingt erstmal viel – ist aber ohne Kontext nicht wirklich aussagekräftig. Denn was kann man mit dieser Energiemenge sonst machen?

Zum Vergleich:

  • Mit 300.000 kWh kann man rund 30 deutsche Haushalte ein Jahr lang versorgen.
  • Das gesamte Bankensystem verbraucht laut einer Studie von Galaxy Digital mehr als doppelt so viel Strom wie Bitcoin.
  • Auch YouTube, Netflix und andere Streaming-Plattformen verschlingen weltweit enorme Mengen an Energie – doch kaum jemand spricht darüber.

Der Unterschied: Bitcoin ist ehrlich. Es verbirgt seinen Energieverbrauch nicht – und zwingt uns, uns mit dem Thema Energie insgesamt bewusster auseinanderzusetzen.

Wie viel Rechenleistung braucht man für 1 Bitcoin?

Bitcoin basiert auf dem sogenannten Proof-of-Work (PoW)-Mechanismus. Das bedeutet: Neue Transaktionen werden durch komplexe Rechenaufgaben validiert. Dafür braucht es eine hohe Hashrate – also Rechenleistung.

Derzeit liegt die Hashrate weltweit bei über 500 EH/s (Exahashes pro Sekunde). Diese enorme Rechenpower schützt das Netzwerk vor Angriffen und Manipulation. Sie ist die digitale Verteidigungslinie von Bitcoin.

Je mehr Miner am Netz sind, desto sicherer ist Bitcoin. Und je stärker das Netzwerk, desto robuster ist auch das Vertrauen in Bitcoin als digitales Geld.

Übrigens: Durch das Halving, das etwa alle vier Jahre stattfindet (zuletzt im April 2024), wird die Belohnung für Miner halbiert. Das bedeutet: Mehr Aufwand – weniger Belohnung. Dadurch sinkt langfristig auch der Stromverbrauch pro geschürftem BTC.

Was passiert, wenn der Strom ausfällt?

Kurz: Nichts Dramatisches.

Wenn in einem Land oder einer Region der Strom ausfällt, gehen einfach einige Miner offline. Das Netzwerk läuft weiter – weltweit verteilt und dezentral. Die Difficulty, also der Schwierigkeitsgrad beim Mining, passt sich alle zwei Wochen automatisch an. Je weniger Rechenleistung im Netzwerk, desto einfacher wird es, neue Blöcke zu finden.

Bitcoin ist resilient. Es läuft auch dann weiter, wenn große Mining-Unternehmen offline gehen – oder der Strom in Texas oder China knapp wird.

Fazit: Stromverbrauch ist kein Argument gegen Bitcoin

Der Energieverbrauch von Bitcoin ist nicht das Problem – sondern Teil der Lösung. Er schafft wirtschaftliche Anreize für den Ausbau erneuerbarer Energien, nutzt überschüssige Energie und schützt ein dezentrales Finanzsystem. Im Gegensatz zum klassischen System ist Bitcoin transparent, effizient und zunehmend nachhaltig.

Und noch etwas: Durch das Halving sinkt der Energiebedarf pro BTC mit der Zeit – während der Nutzen von Bitcoin als digitales Geld weiter wächst. Das ist keine Energieverschwendung – das ist Energie für Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit.

FAQ: Bitcoins Stromverbrauch

Wie viel Strom verbraucht Bitcoin pro Jahr?

Laut Schätzungen liegt der jährliche Verbrauch bei etwa 100–150 TWh – vergleichbar mit kleineren Industrieländern. Aber: Der Anteil erneuerbarer Energie liegt bereits bei rund 60 Prozent (2024).

Warum ist Bitcoin Mining so energieintensiv?

Weil es auf dem Proof-of-Work-Mechanismus basiert. Die hohe Rechenleistung schützt das Netzwerk vor Manipulation – und macht es weltweit einzigartig sicher.

Kann man Bitcoin klimaneutral machen?

In Teilen ist es das schon. Viele Miner nutzen saubere Energiequellen. Mit der richtigen Regulierung und Anreizstruktur kann Bitcoin Mining sogar als Katalysator für grüne Infrastruktur dienen.

Was bedeutet das Halving für den Stromverbrauch?

Das Halving reduziert alle vier Jahre die Belohnung für das Schürfen eines Blocks. Weniger BTC = weniger Anreiz = geringerer Energieeinsatz. Langfristig wird das Netzwerk effizienter.

Was ist besser für die Umwelt: Bitcoin oder Bargeld?

Auch das Bargeldsystem hat hohen Ressourcenbedarf – Papier, Transport, Sicherheit. Bitcoin spart sich das alles. Die Antwort ist also nicht so einfach, wie sie oft dargestellt wird.

Infos über den Author

Raphael Schoen

Raphael Schoen

Raphael is a former journalist, content strategist, and author. He wrote a book about Bitcoin and regularly shares his thoughts on LinkedIn and X.

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